

René Schürmann, Präsident von GebäudeKlima Schweiz (GKS).
GKS / PW
"Ohne Druck warten viele noch 1 Moment"
Nach Jahren des Wachstums ging der Wärmepumpenabsatz in der Schweiz 2024 erstmals wieder zurück. Im Interview geht René Schürmann, Präsident von GebäudeKlima Schweiz (GKS), auf die Gründe ein und erklärt, welchen Aufgaben sich der Verband der Schweizer Hersteller und Lieferanten der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik 2025 annimmt.
René Schürmann, hat Sie der Rückgang des Wärmepumpenabsatzes um 29 Prozent im letzten Jahr überrascht?
Der Rückgang hat sich gegen Ende 2023 bereits abgezeichnet und dann das ganze Jahr 2024 durchgezogen. Dass die Entwicklung nicht linear immer weiter nach oben geht, war zu erwarten. Mit einem so markanten Rückgang aber haben die wenigsten gerechnet.
Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für den Rückgang?
Nicht nur der Wärmepumpenabsatz ging zurück, sondern der Gesamtmarkt ist 2024 geschrumpft: Die Schweizer Hersteller und Lieferanten von Heizungstechnik haben so wenige Anlagen verkauft, wie seit Jahren nicht mehr. Einige Installateure haben wahrscheinlich noch zuerst ihr Lager geleert, das sie sich aufgrund der stockenden Lieferketten rund um die Corona-Krise aufgebaut hatten. Das ist aber nur einer von vielen Gründen. Am stärksten gerieten die Renovationen ins Stocken und damit der Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energie. Teilweise wohl, weil die Klimadiskussion weniger präsent ist und sich die Angst vor einer Gasknappheit, die beim Ausbruch des Ukrainekrieges aufkam, etwas relativiert hat. Hinzu kommen die Turbulenzen bei den Energiepreisen mit teurem Strom und vergleichsweise günstigem Gas. Auch sind die Investitionskosten durchaus eine Hemmschwelle für den Umstieg. Bei einigen Immobilien stellt sich zudem die Frage nach der technischen Machbarkeit. Ohne Druck warten viele vielleicht lieber noch einen Moment ab.
Oder erneuern die Öl- oder Gasheizung nochmals. Der Verkauf von Öl- oder Gasheizungskesseln nahm 2024 um 14 Prozent zu.
Das ist ein Wachstum auf sehr tiefem Niveau und kein Revival der fossilen Heizungen. Anteilsmässig haben unsere Mitglieder auch 2024 viermal mehr Wärmepumpen verkauft als fossile Heizungen. Der Wärmeerzeugermarkt ist also längst ein Wärmepumpenmarkt. Die Frage ist vielmehr, auf welchem Niveau sich der Gesamtmarkt zukünftig bewegen wird. Und welchen Anteil die Fernwärme dabei einnimmt.
Hat GebäudeKlima Schweiz auch im Hinblick darauf im letzten Jahr eine neue Fachgruppe zu den Übergabestationen bei thermischen Netzen gestartet?
Thermische Netze spielen in der Klimastrategie 2050 des Bundes eine wichtige Rolle und wir haben festgestellt, dass hier innerhalb der Industrie ein Bedürfnis für einen technischen Austausch besteht. Dazu stellt GKS seit dem letzten Jahr die Plattform zur Verfügung. So wie wir es bereits zu Brennwert Öl/Gas, Komfortlüftung, Wärmepumpen, Wärmeverteilung und Wassererwärmer machen.
Was bringen diese Fachgruppen?
Zum einen geht es darum, dass wir das Wissen der Industrie zu einzelnen Fachthemen bündeln und Entscheidungspersonen oder Behörden zur Verfügung stellen. So wollen wir zum Stand der Technik sensibilisieren, damit Vorgaben für die Branche überhaupt sinnvoll umsetzbar sind. Zum anderen versuchen wir, Installationsbetrieben aber auch unseren Mitgliedern die Umsetzung von Vorschriften zu erleichtern, indem wir zusammen ein standardisiertes Vorgehen definieren. Ein aktuelles Beispiel dafür sind die Einschränkungen für den Einsatz von Kältemitteln bei Wärmepumpen: Voraussichtlich ab 2027 sind hier mehrheitlich natürliche Kältemittel vorgesehen, die teilweise gering toxisch und brennbar sind. Das erfordert Anlageinnovationen seitens Hersteller, ein Abstimmen mit den kantonalen Gebäudeversicherungen aber auch zusätzliches Wissen bei Installation und Service, zum Beispiel zum Umgang mit Propangas. Deshalb erarbeiten wir dazu Merkblätter und passen unsere Bildungsangebote für Serviceleute entsprechend an.
Wie lief der Bildungsbereich allgemein im letzten Jahr?
Die angespannte Marktlage führt zu einem Kostendruck bei Herstellern und Lieferanten, teilweise kommt es sogar zu einem Stellenabbau. In solchen Zeiten rückt die Aus- und Weiterbildung etwas in den Hintergrund. Wir haben uns aber 2024 allgemein daran gemacht, unsere Lehrgänge zu überprüfen: Sind sie noch aktuell und entsprechen sie dem Bedürfnis der Industrie? So könnte die Aufteilung der Lehrgänge in kürzere Module die Vereinbarkeit von Servicealltag und Weiterbildung verbessern. Ein gutes Beispiel ist unser Quereinsteiger-Kurs Wärmepumpen. Innerhalb von nur acht Tagen verteilt auf vier Wochen erhalten Serviceleute aus dem Bereich der fossilen Brennsysteme hier das nötige Knowhow, um selbständig einfache Servicearbeiten an Wärmepumpen vorzunehmen. Gleichzeitig bleiben sie dem fossilen Bereich erhalten, schliesslich müssen wir auch den Service für Öl- und Gasheizungen noch einige Jahre sicherstellen.
Ein weiteres Thema 2024 war der Wechsel der Geschäftsleitung und Geschäftsstelle.
Da wir diesen bereits im Frühling aufgegleist hatten, gelang uns zum Jahreswechsel ein fliessender Übergang. Konrad Imbach hat seinen Nachfolger Marco von Wyl von AMKplus früh in laufende Projekte integriert. Zwei Mitarbeitende wechselten zudem von der bisherigen zur neuen Geschäftsstelle. Entsprechend konnten wir ohne Knowhow-Verlust erfolgreich starten und anstehende Aufgaben direkt anpacken.
Was steht denn 2025 an?
Wir haben zum Beispiel im Lüftungsbereich mit Partnerverbänden ein neues Kompetenzzentrum angedacht, das dieses Jahr konkreter werden könnte. Daneben geht die stete Überprüfung unserer Bildungsangebote 2025 weiter. Im Wärmebereich sind wir im Austausch mit dem Bund bezüglich effizienter Qualitätssicherung bei grossen Wärmepumpen und bringen unser technisches Wissen bei den Kantonen und deren neuen Mustervorschriften im Energiebereich ein. Intensiv beschäftigen wird uns zudem die Frage, wie wir bei den Kältemitteln eine für alle praktikable Umsetzung hinbringen, ohne Wärmepumpen noch zusätzlich zu verteuern. Und wie unsere Mitglieder Verkauf und Service möglichst effizient darauf anpassen können. Das alles vor dem Hintergrund des angespannten Marktes.
Was ist hier Ihre Prognose? Wie entwickelt sich der Markt 2025?
Das ist schwierig zu sagen und hängt von vielen Faktoren ab: Was geschieht mit den Förderprogrammen, wie geht es mit den MuKEn weiter, erholen sich die Renovationen, gibt es neue Impulse bei den Neubauten … Ich könnte mir vorstellen, dass sich der Markt leicht erholt, aber auf tiefem Niveau bleibt.