

Solarmobile an der ersten Tour de Sol 1985 in Neuenburg.
Urs Muntwyler / Tabea Bossard-Jenni / PW
Jubiläum 40 Jahre Tour de Sol
Zum 40-Jahre-Jubiläum der Tour de Sol 85, dem weltweit ersten Solarmobilrennen, organisierten die Tour de Sol-Veteranen Thomas Nordmann, Josef Jenni und Urs Muntwyler verschiedene Aktivitäten. Der Auftakt war der Jubiläumsanlass «40 Jahre Tour de Sol» bei der Jenni Energietechnik AG. Über 200 Interessierte, viele von ihnen Veteranen aus der Tour de Sol-Ära, trafen sich am Samstag, 21. Juni 2025 in Oberburg.
Am Morgen konnten die Teilnehmer die Firma Jenni besichtigen, die sich – auch wegen der Tour de Sol – prächtig entwickelte. Josef Jenni, Initiator der ersten Tour de Sol, erklärte die Beweggründe zur Lancierung der Tour de Sol: Das Solarrennen entstand aus der Not und sollte als Werbefahrt für die Solarenergie dienen. Die PR-Aktion wurde zum vollen Erfolg. Urs Muntwyler, emeritierter Professor für Photovoltaik und Organisator der Tour de Sol 1985–1992 gab einen Blick hinter die Kulissen der hochkomplexen Organisation der Tour de Sol. Der Abenteurer Louis Palmer schlug eine Brücke in die Gegenwart und stellte seine Fahrt mit dem «Solartaxi» rund um die Welt vor. Seine raffinierte PR-Arbeit für die Nutzung der Sonnenenergie erreichte rund 800 Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Heute ist er mit dem «Solarbutterfly» unterwegs und informiert die Menschen auf der ganzen Welt über die Möglichkeiten der Solarenergie.
Solarpionier Josef Jenni brachte in seinem Referat die aktuelle Situation auf den Punkt:
Heutige Situation
• Die technischen Voraussetzungen zur Realisation der absolut notwendigen Energiewende sind heute vorhanden
• Was fehlt, ist die Einsicht der Notwendigkeit und damit die Realisation in der breiten Masse
• Wir müssen mit den Techniken arbeiten, welche wir heute haben und nicht auf ein energiesparendes Wunder etc. warten
Auf den Punkt gebracht
Wenn wir wirklich, konkret eine Energiewende zu erneuerbaren Energien wollen, dann brauchen wir:
• einen stark variablen Strompreis nach Angebot und Nachfrage
• intensive lokale Sonnenenergienutzung (Solarwärme und PV)
• grosse Photovoltaik- und Windenergieanlagen in den Bergen, mit zugehörigen Pumpspeicherwerken
• sinnvollen Einsatz von Energieholz, wenn die Sonne nicht scheint
• leichte, energie- und ressourcensparende Elektrofahrzeuge
• tiefgreifende ökologische Steuerreform
• und nicht zuletzt eine massive Reduktion unserer Energie- und Ressourcen-Verschwendung.
Alles andere ist eine Illusion!
Der heute 25-jährige Andrin Fluri, vom aCentauri Solar Racing-Team aus ETH-Studenten, gab Insider-Einblicke in den Bau des Renn-Solarmobils für die Bridgestone World Solar Challenge 2023, quer durch Australien. Das aktuelle aCentauri Solar Racing-Team nimmt teil am Rennen 2025, das im August startet, in der australischen Winterzeit (Videos auf YouTube zum aCentauri Solar Racing-Team 2023/2025).
Moderator Jürg Kärle vom energie-cluster.ch präsentierte dann ein Podium mit rund zehn Tour de Sol-Teilnehmern. Sie berichteten mit viel Herzblut von ihrem Engagement als Konstrukteure und Fahrer an der Tour de Sol. Die Leistung, welche die Teams vor 40 Jahren für die Teilnahme an der Tour de Sol erbracht haben, kann nicht hoch genug geschätzt werden.
Das Nachmittagsprogramm war den aktuellen Herausforderungen der Solarenergie und der Energiewende gewidmet. Tabea Bossard-Jenni, Geschäftsleitungsmitglied der Jenni Energietechnik AG und Grossrätin des Kantons Bern, berichtete von den aktuellen Schritten zu Gunsten der erneuerbaren Energien in der kantonalen Politik. Hans-Rudolf Röthlisberger von der Localnet AG und Justin Grämiger von der BKW AG erläuterten die Herausforderungen und Chancen des raschen PV-Ausbaus für die lokalen Netze, sowie für die übergeordneten Netzebenen. Wie man den PV-Überschuss-Strom elegant in den Winter bringt, zeigten Josef Timoteo Jenni, Geschäftsleitungsmitglied von Jenni Energietechnik AG und Simon Cassani auf. Dabei kann der PV-Überschussstrom entweder lokal in Wärme umgewandelt und gespeichert werden oder in Fernwärmenetzen im Sommer zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Die Nutzung des Stroms in Wärme steigert den Eigenverbrauch des Splarstroms und spart das Energieholz für den Winter. Diese Methode ist schnell umsetzbar und angesichts des ganzjährig konstanten Energiebedarfs für Heisswasser und des Booms der Wärmenetze eine clevere und zukunftsweisende Lösung. Die dafür nötigen sehr grossen Wärmespeicher stellt die Firma Jenni in Oberburg selbst her.
Die gelungene Tagung, getragen von SSES, energie-cluster.ch, Jenni Energietechnik AG und dem Enthusiasmus der Tour de Sol-Teilnehmer fand am Nachmittag einen geselligen Abschluss.
Im Verkehrshaus Luzern können die Besucher vom 28. Juni bis mindestens Ende November 2025 in der Sonderschau «Tour de Sol 85 – Fahrt in die Zukunft» mit über 20 Solarmobilen und ausgewählten Exponaten diese Pionierzeit nacherleben. Zudem wird das Solarmobil von Andrin Fluri und dem ETH-Team in der Ausstellung zu besichtigen sein.
In der Zeitschrift «Erneuerbare Energien» erscheint seit der April-Nummer 2025 eine sechsteilige Serie zur Tour de Sol und den Entwicklungen, die uns bis heute begleiten.
1. Artikel: «40 Jahre Tour de Sol: Solarmobil-Rennen als Innovationsmotor»
Weitere Infos auf Wikipedia mit etliche Interviews und Videos.
Jenni Energietechnik AG, Fotogalerie
Sonnenhaus Oberburg, Video 1 (4 Min.), Video 2 (5 Min.)
Referat 21.6.2025 Josef Jenni, Solarpionier und Initiator der ersten Tour de Sol
Referat 21.6.2025 Urs Muntwyler, Professor em. PV, Tour de Sol-Organisator 1985-1992