Roberto Vetrano: «Ich finde, dass die mit dem Unternehmen Sika und der ZHAW entwickelte Montagelösung zum Kleben, wo immer möglich zum Montagestandard werden sollte.» (Bilder: zVg)
Fery Lipp
Interview Roberto Vetrano, Bodenschatz
An der Swissbau 2024 hat Bodenschatz mit beeindruckenden Neuheiten brilliert. Besonders ins Auge fiel dabei die neue Accessoire-Linie Signa, die zusammen mit Designern für die Organisation im Bad entwickelt wurde. Praktikabilität und Ordnung im Bad spielen eine wichtige Rolle bei Bodenschatz, wie Roberto Vetrano, CEO von Bodenschatz, im Interview ausführt.
Roberto Vetrano, Bodenschatz ist mit der neuen Accessoire-Linie Signa an der diesjährigen Swissbau bei den Besuchern sehr gut angekommen. Sie betonen damit die Ordnung im Bad. Wie ist die neue Lösung entstanden und was waren dabei die Entwicklungsstufen?
Unsere Arbeit ist stark darauf ausgerichtet, die täglichen Abläufe der Menschen im Badezimmer zu berücksichtigen, oder anders gesagt, ihre Gewohnheiten und Rituale bei der Nutzung dieses Raums. Unser Ziel ist es, kontinuierlich Lösungen zu entwickeln, die genau diese Rituale unterstützen.
In Bezug auf allgemeine Trends im Bad-Design prüfen wir kontinuierlich, ob es einen idealen Zeitpunkt für eine Neuentwicklung gibt. Dabei untersuchen wir auch ob es sinnvoll ist, eine unserer Produktlinien, die sich dem Ende ihres Lebenszyklus nähert, durch eine neue Entwicklung zu ersetzen. Nicht zuletzt prüfen wir, ob sich auf dem Markt eine Lücke auftut, die wir mit einem neuen Angebot schliessen wollen.
Zusammengefasst steht am Anfang einer Entwicklung stets die Schlussfolgerung aus der permanenten Beobachtung der Marktentwicklung. Wenn wir Handlungsbedarf erkennen, definieren wir diesen in einem Leistungsangebot, das wir dem Markt anbieten wollen. Daraus entsteht das Markt-Positionierungsziel des Angebots sowie die darauf basierenden Vorgaben für Designer und Techniker. Anschliessend beginnt das Zusammenspiel zwischen Design und Konstruktion.
Es sind insgesamt 15 Lösungen, die den Alltag erleichtern sollen. Welche sind das?
Zu den neu entwickelten Lösungen gehört die familiengerechte Vierfach-Badetuchstange, die Platz für mehrere Tücher bietet und sich bei Nichtgebrauch platzsparend hochklappen lässt. Wer Flüssigseifen benutzt, wird den Seifenspender mit brauner Glasflasche praktisch finden. Flaschen mit Flüssigprodukten vieler bekannter Marken lassen sich direkt dranschrauben.
Der Duschkorb ist bei Signa multifunktional. Er bietet Platz für Pflegeprodukte und ist mit einem Haken für den Handrasierer sowie einem ergonomischen Duschwischer bestückt. Die Seifenschale mit schrägen Rillen lässt das Wasser optimal ablaufen. Zu den weiteren Neuerungen gehört eine unzerbrechliche Seifenschale, die sich je nach Bedarf in eine Ablage für Uhren und Schmuck umwandeln lässt. Für die Fingerringe wird ein Ringhalter mitgeliefert. Wie schon bei anderen WC-Papierhaltern von Bodenschatz gibt es auch in der Linie Signa eine Ablagefläche für Mobiltelefon, Raumduft oder Feuchttücher-Box. Eine weitere Neuheit ist der integrierte Haken bei der Badetuschstange, der sich ideal für das Aufhängen von Waschlappen, Nagelbürsten und anderen Utensilien eignet.
Allen Lösungen gemeinsam ist die Orientierung an den Menschen, die das Badezimmer nutzen. Das heisst, dass wir uns an ihrem täglich Tun im Badezimmer orientierten und daraus abgeleitet Lösungen entwickeln, die ihre täglichen Rituale unterstützen, erleichtern oder ihnen helfen, diese ergonomischer durchzuführen.
Die einzelnen Lösungen bestechen durch ihre Anwendungen, doch den Produkten sieht man es nicht an, wie komplex sie zum Teil sind. Welche Schwierigkeiten galt es zu meistern?
Die Komplexität entsteht meistens durch die Symbiose des ästhetischen Anspruchs mit der Funktionalität der Produkte. Was bringt es den Nutzern, wenn Produkte zwar über grossartige Funktionen verfügen, aber ästhetisch nicht ansprechend gestaltet sind? Oder anders formuliert: Was nützt es, wenn Produkte sehr schön aussehen, aber ihre Funktion nicht auf die Bedürfnisse der Nutzer ausgerichtet ist?
Unser Ziel ist es, beide Aspekte so zu vereinen, dass sie höchsten Ansprüchen genügen. Dies gelingt einfacher, wenn wir die Herausforderungen mit der zuvor beschriebenen Klarheit und einem hohen Mass an gegenseitigem Verständnis zwischen Designern und Technikern angehen. Wenn man, wie wir, den Anspruch hat, Innovationen zu entwickeln, muss man stets bereit sein, Bestehendes zu hinterfragen oder nach Lösungen zu suchen, die es so noch nicht gibt. Das ist anspruchsvoll, aber notwendig, um nutzenorientiere Lösungen bieten zu können. Ausserdem haben wir in der Unternehmung eine entsprechende Firmenkultur, die uns dabei unterstützt, eine solche Entwicklung vorantreiben zu können.
Das Design ist sehr ansprechend geworden. Welche Designer haben dabei mitgewirkt?
Das Designstudio Tale aus Münchenstein bei Basel hat uns beim Design unterstützt. In der Regel erläutern wir mit dem Designstudio das Positionierungsziel im Markt, woraus wir gemeinsam den Rahmen für die Formensprache definieren. Es ist uns wichtig, dass die Designer unser Unternehmen und unsere Strategie kennen, um gemeinsam mit uns eine gute und zielführende Lösung zu erarbeiten.
Auch die neue Linie ist mit dem praktischen Montagesystem Adesio ausgestattet, das Kleben – praktisch für dünne Wände und auf Glas - oder Bohren ermöglicht. Ob geklebt oder gebohrt sieht das Accessoire immer gleich aus. Wie wurde das so elegant gelöst?
Indem der Anspruch von Anfang an klar definiert wurde. Diesen in die Gesamtlösung zu integrieren, ist besonders effektiv, wenn die entsprechenden Vorgaben bereits in den ersten Überlegungen berücksichtigt werden können. Bei allen zukünftigen Entwicklungen werden wir die Möglichkeit bieten, neben Bohren, auch die Montage mit der Klebelösung Adesio durchführen zu können. Der Installateur kann je nach Situation auf der Baustelle entscheiden, ob er die Bohr- oder Klebemontage anwendet.
Im Übrigen finde ich, dass die mit dem Unternehmen Sika und der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) entwickelte Montagelösung zum Kleben, wo immer möglich zum Montagestandard werden sollte. Denn bei der Planung und Erstellung des Badezimmers achten alle Beteiligten darauf, dass das Badezimmer «abgedichtet» – also mit möglichst keinen potentiellen Wasser-Schadenstellen – gebaut wird. Das Anbringen der Bad-Accessoires mit der Montagelösung Adesio kann dies gewährleisten. Adesio ist in vielerlei Hinsicht ein echter Problemlöser.
Welche anderen Innovationen stehen bei Ihnen im Moment im Vordergrund?
Letztes Jahr im Herbst haben wir von der ZHAW die Testergebnisse für das Thema «Kleben auf bestehenden Oberflächen» erhalten. Bisher haben wir das Kleben auf neu verlegten Keramikplatten empfohlen. Mit einem bestimmten Reinigungsprozess können wir nun aber auch das Kleben auf bestehenden Untergründen freigeben. Gerade im Fall einer sanften Badrenovation, wenn zum Beispiel die Badaccessoires erneuert werden sollen, ist das Kleben nun möglich.
Neben den Produktinnovationen arbeiten wir teilweise auch mit unseren Marktpartnern an Neuentwicklungen, die unseren Partnern und Endkunden echten Mehrwert bieten.
Mit praktischen Aufhänge- und Ablagesystemen, Halterungen, Griffen und vielem mehr hat sich Bodenschatz seit Gründung 1940 zum Spezialisten für die Organisation im Bad entwickelt. «Intelligenz im Bad» hat sich Ihr Unternehmen auf die Fahne geschrieben. Woran arbeiten Sie gerade? Welche Bedürfnisse der Verbraucher bzw. Trends sehen Sie im Moment?
Unser Fokus liegt auf den Bedürfnissen der Nutzer von Badezimmern. Derzeit arbeiten wir an verschiedenen innovativen Lösungen, die den Menschen echten Mehrwert in ihren täglichen Badzimmer-Ritualen bieten und ihnen die Pflege des individuellen Lebensstils ermöglichen sollen.
Wir wünschen uns, dass noch mehr beratende und ausführende Fachleute diesen Ansatz bei der Badberatung vermitteln. Es ist uns bewusst, dass in Bezug auf die Grundausstattung des Badezimmers oft ein Minimum an Accessoires vorgesehen wird. Wir sind jedoch überzeugt, dass eine umfassende Berücksichtigung der Nutzerbedürfnisse eine nachhaltige Kundenzufriedenheit ermöglicht, und setzen uns dafür ein, dass dieser Ansatz weiterverbreitet wird.
Wie meinen Sie das?
Stellen Sie sich vor, ein fertiggestelltes Badezimmer wird mit einer Minimalausstattung an Accessoires übergeben. Wenn die Nutzer dann versuchen, ihre täglich benötigten Produkte anhand ihrer liebgewonnenen Abläufe einzurichten, werden sie feststellen, dass noch einiges fehlt, um alles so zu organisieren, wie es ihnen behagt. Das fängt bei der Organisation am Waschtisch an, geht über nützliche Vorrichtungen in der Dusche, bis zum WC-Rollenhalter, den man auch gerne als Ablagefläche für das Handy oder andere Utensilien benutzt. Es gibt Lösungen für ein optimal organisiertes Badezimmer, das individuelle Rituale unterstützt, und diese sollten unserer Meinung nach stärker von den Fachleuten vermittelt werden.