

Nandi Pavlovic ist 30 Jahre alt, Sie lebt in Hergiswil und arbeitet als Projektleiterin in der Gebäudetechnik bei der Schmidt AG in Luzern. (Bilder: zVg)
Daniela Hochradl/FL
«Zeichnen war immer meine Leidenschaft»
Ihre vielseitige und anspruchsvolle Aufgabe als Projektleiterin Sanitär bei der Schmidt AG in Luzern begeistert Nandi Pavlovic jeden Tag aufs Neue. Im Interview spricht sie über Herausforderungen in ihrem Beruf, wie sie die Balance zwischen Karriere und Privatleben hält und wie sie als Frau in einem von Männern dominierten Umfeld ihren eigenen Weg gefunden hat.
«Ich liebe Sneakers», erzählt Nandi Pavlovic lachend. «Immer, wenn ich denke, ich habe genug, entdecke ich wieder ein neues Paar, das ich unbedingt haben muss. Meine Kollegen haben mir auch schon einen Schlüsselanhänger mit einem Sneaker geschenkt. Sie nennen mich ‘Nandi und die Sneaker’» Nandis Sammlung wächst stetig, genau wie ihre Begeisterung für die Arbeit in der Gebäudetechnik.
Nandi Pavlovic, wie sind Sie zur Gebäudetechnik gekommen?
Eigentlich wollte ich Architektin werden, aber ich fand damals keine Lehrstelle als Hochbauzeichnerin. Mein Vater, der selbst in der Gebäudetechnik arbeitet, schlug mir vor, eine Ausbildung als Gebäudetechnikplanerin zu machen – auch ein Beruf, bei dem viel gezeichnet wird. Das war eine glückliche Fügung, denn ich habe schnell gemerkt, dass ich meine Liebe zum Zeichnen und mein Talent für Mathematik hier ideal einbringen kann.
Welche Menschen haben Sie besonders geprägt?
Meine Eltern stehen immer hinter mir und haben mich unterstützt, meinen Weg zu finden. Mein Vater war sicherlich eine prägende Figur, weil er mir die Gebäudetechnik als Beruf nähergebracht hat.
Welchen Ausspruch hören Sie oft, wenn Sie von Ihrem Beruf erzählen?
«Wow, toll, dass du das machst» oder «Wie machst du das? Hast du auch Frauen im Team?».
Was war das Spannendste an Ihrer Ausbildung?
Das Arbeiten mit CAD-Programmen hat mich besonders fasziniert. Vorher war ich es gewohnt, mit der Hand zu zeichnen, doch das digitale Zeichnen eröffnete mir völlig neue Möglichkeiten und Dimensionen. Ich habe meine Ausbildung bei der Firma Eichenberger Gebäudetechnik AG gemacht, einem ausführenden Betrieb, wodurch ich nicht nur die Theorie kennenlernte, sondern auch erste praktische Erfahrungen direkt auf der Baustelle sammeln konnte. Diese Kombination aus digitalem Planen und praktischer Anwendung war unglaublich spannend und prägend für meinen weiteren Weg.
Gab es auch noch andere berufliche Träume?
Oh ja, ich war total fasziniert vom Schauspiel und habe früher oft in Theateraufführungen mitgewirkt. Die Bühne war mein Lieblingsort, und eine Schauspielschule stand damals auch zur Debatte.
Meine Eltern meinten jedoch, das sei zu unsicher, und haben mir stattdessen geraten, einen handfesten Beruf zu erlernen. Rückblickend bin ich froh, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe – auch wenn ich die Bühne manchmal vermisse.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell in der Gebäudetechnik-Branche?
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind grosse Themen. Der Druck, umweltfreundliche Lösungen zu entwickeln, wächst stetig. Hinzu kommen sich ständig ändernde Vorschriften und Normen, an die sich Unternehmen anpassen müssen.
Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?
Die Menschen. Jedes Projekt bringt neue Ansprechpartner – von Architekten über Fachplaner bis zu Bauherren. Es ist spannend, wie viele Perspektiven und Herausforderungen man erlebt.
An wie viele Projekten arbeiten sie gleichzeitig?
In der Regel sind es acht bis neun Projekte in unterschiedlichen Bauphasen – von der Roh-montage bis zur Fertigstellung. Das bedeutet auch, dass immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann.
Welche unerwartete Wendung in einem Projekt hat Sie nachhaltig geprägt?
In meinem Beruf als Projektleiterin, habe ich gleichzeitig mehrere Projekte und muss mich daher auf die bauleitenden Monteure verlassen, die täglich auf der Baustelle sind. Ich hatte Mal ein Projekt, bei dem mein Vertrauen ausgenutzt wurde und ich am Schluss diverse Probleme auf der Baustelle hatte. Dies hat mich dann eine lange Zeit beschäftigt. Aus solchen Erfahrungen lernt man viel.
Wie finden Sie die Balance zwischen Beruf und Privatleben?
Das war eine Lernkurve. Ich musste mir angewöhnen, Prioritäten zu setzen und akzeptieren, dass nicht alles sofort erledigt werden kann. Trotzdem bin ich erreichbar, wenn es dringend ist – auch mal abends oder frühmorgens.
Haben Sie berufliche Träume?
Ja, ich möchte in ein paar Jahren nicht nur Projekte leiten, sondern auch ein Team führen. Die Rolle einer Abteilungsleiterin wäre eine tolle Herausforderung.
Wie empfinden Sie es, in einer männlich dominierten Branche zu arbeiten?
Am Anfang war es ungewohnt, vor allem auf Baustellen. Es gab Sprüche, und manchmal musste ich mich beweisen. Mittlerweile sehe ich das gelassen und habe meine eigenen Sprüche drauf. Kompetenz hängt nicht vom Geschlecht ab – egal ob Mann oder Frau, beide können ihren Job gut machen. Als Frau in der Baubranche muss man einfach mutig sein und auch mal etwas überhören können.
Warum interessieren sich Ihrer Meinung nach nicht mehr Frauen für Gebäudetechnik-Berufe?
Ich glaube, es liegt daran, dass unser Beruf nicht so präsent ist wie zum Beispiel eine kauf-männische Ausbildung. Viele junge Leute wissen gar nicht, welche Möglichkeiten es in der Gebäudetechnik gibt. Dabei ist es ein spannendes Berufsfeld mit vielen Chancen.
Wie sehen Sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Ihrem anspruchsvollen Job?
Das ist eine grosse Frage für mich. In meinem Beruf als Projektleiterin ist es schwierig, in Teilzeit zu arbeiten. Oft habe ich bis zu neun Projekte gleichzeitig am Laufen, und wenn der bauleitende Monteur anruft, muss ich rasch Lösungen finden. Mein Beruf erfordert viel Flexibilität und oft auch schnelle Entscheidungen – das stelle ich mir mit einer Familie besonders herausfordernd vor.
Gibt es in Ihrem Unternehmen Möglichkeiten, das Arbeitspensum zu reduzieren?
Aktuell gibt es solche Modelle bei uns nur sehr selten. Unsere Chefin arbeitet beispielsweise 80 Prozent, aber sie ist telefonisch trotzdem immer erreichbar und erledigt von zu Hause aus dringenden Aufgaben. Und manchmal ist der Alltag bei uns unplanbar.
Was bedeutet es für Sie, eine Frau an der Spitze Ihres Unternehmens zu haben?
Ich finde es sehr inspirierend. Bianca Schmidt, unsere Chefin, stärkt uns Frauen im Team den Rücken. Sie hat Verständnis für unsere Herausforderungen und schafft eine Atmosphäre, in der man sich gehört fühlt. Ihr Führungsstil zeigt, dass Kompetenz und Empathie sich wunderbar ergänzen können.