Duschen mit Warmwasser liegt im Trend. Badewannen hingegen dienen nur noch selten ihrem eigentlichen Zweck. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Umfrage zum Dusch- und Badeverhalten in der Schweiz. (Bilder: zVg)
Thomas Lang/FL
Keine Lust auf kaltes Duschen
Eine repräsentative Umfrage zeigt: Jede und jeder von uns steht im Schnitt 31 Stunden pro Jahr unter der warmen Dusche. So macht das Warmwasser in modernen Wohngebäuden bis zu 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus. Um den hohen Energie- und Wasserverbrauch zu reduzieren, stossen moderne Armaturen und effiziente Duschbrausen in der Bevölkerung auf breite Akzeptanz. Doch kalt duschen will niemand.
Warmes Wasser ist eine energieintensive Ressource. Eine repräsentative Umfrage von GFS-Zürich im Auftrag des Schweizerischen Verbands für energieeffiziente Sanitärprodukte (SVES) zeigt, dass fast 60 Prozent der befragten Personen mit körperwarmem Wasser (ca. 37 bis 39 °C), 22 Prozent sogar mit heissem Wasser (über 40 °C) duschen. Lediglich 1 Prozent der Befragten duscht regelmässig mit Wasser, das kälter ist als 20 °C. Allen gesundheitlichen Vorteilen zum Trotz ist kaltes Duschen in der Schweiz kein Mittel, um Energie zu sparen.
Zustimmung für Duschbrause der Effizienzklasse A
Dafür – und das ist die gute Nachricht – stossen effiziente Technologien auf breite Zustimmung und gut 86 Prozent der Befragten haben schon von Wassersparmassnahmen gehört. Über 70 Prozent der Befragten sind bereit, eine Duschbrause der Effizienzklasse A zu installieren. Solche Brausen reduzieren den Wasserdurchfluss auf etwa 5 Liter pro Minute. Das ist mehr als eine Halbierung des Wasser- und Energieverbrauchs gegenüber den Wasserschleudern aus der Vergangenheit, die mit 10 bis 12 Litern pro Minute zu Buche schlagen. Das ist spürbar, denn Warmwasser macht in modernen Wohngebäuden bis zu 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus.
Gleichzeitig sind moderne Energiesparbrausen der Effizienzklasse A mindestens so komfortabel wie die 12-Liter-Boliden aus dem letzten Jahrhundert. Denn die Hersteller haben in den letzten Jahren viel in neue Technologien investiert, so dass hochwertige Sparbrausen mit wenig Wasser einen angenehmen und prickelnden Wasserstrahl möglich machen.
Kaum Temperaturschwankungen beim Duschen
In Fachkreisen gibt es immer wieder Diskussionen über ungewollte Temperaturschwankungen beim Duschen mit sparsamen Duschbrausen. Doch in der breiten Bevölkerung ist das kaum ein Thema. Lediglich in einigen älteren Mietwohnungen kann die Temperaturkonstanz beim Duschen ein Problem sein. Viel mehr ins Gewicht fallen lange Wartezeiten, bis warmes Wasser aus der Dusche kommt, oder Kalkablagerungen an der Duschbrause.
Verändertes Duschverhalten zeigt in die richtige Richtung
Die durchschnittliche Duschhäufigkeit in der Schweiz ist seit 1999 um etwa 20 Prozent gesunken, von 6,4- auf 5,2-mal pro Woche. Gleichzeitig hat sich auch die Duschdauer leicht reduziert: Während wir im Jahr 1999 im Schnitt rund 8 Minuten unter der Dusche standen, sind es heute noch 5,5 Minuten ohne und 7,6 Minuten mit Haarewaschen. Diese Veränderungen sind jedoch nicht gleichmässig über alle Altersgruppen verteilt. Die ältere Generation (65+) duscht tendenziell kürzer und sparsamer, während jüngere Menschen (18-39 Jahre) längere Duschzeiten bevorzugen und weniger auf den Energieverbrauch achten.
Aus methodischen Gründen konnten im Rahmen der Umfrage die effektiven Wassermengen der Duschen nicht abgefragt werden. Doch unter der von Experten gestützten Annahme, dass 1999 eine Dusche im Schnitt 11 Liter Wasser pro Minute lieferte und dieser Wert heute bei 8 Liter liegt, hat sich der Warmwasserverbrauch fürs Duschen in den letzten 25 Jahren fast halbiert.
Interessant ist auch der Unterschied zwischen Hauseigentümern und Mietern: 72 Prozent der Eigenheimbesitzer duschen bewusst kürzer (im Schnitt 6,2 Minuten), während dies nur auf 62 Prozent der Mieter zutrifft. Sie verbringen durchschnittlich 7,7 Minuten unter der Dusche.
Zuhause baden ist «passé»
Die Nutzung der Badewanne hingegen nimmt in der Schweiz weiter ab: 50 Prozent der Bevölkerung badet gar nicht mehr und 75 Prozent weniger als fünfmal pro Jahr. Im Durchschnitt wird nur noch 10-mal pro Jahr gebadet. Aus energetischer Sicht ist dies positiv, denn ein Vollbad benötigt mit rund 150 Litern ein Vielfaches des Wassers einer Dusche. Experten schätzen, dass heute im Bad 90 Prozent des Warmwassers zum Duschen und nur noch 10 Prozent zum Baden verwendet werden.
Eco-Armaturen der Effizienzklasse A gehört die Zukunft
Im Gegensatz zu den Mietern haben Hauseigentümer in der Regel die freie Wahl, welche Armatur sie für Dusche, Lavabo oder Küche kaufen. Ein Entscheid mit Langzeitwirkung, denn Armaturen haben eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren. Deshalb lohnt es sich, bewusst eine Armatur der Effizienzklasse A zu wählen und damit jahrzehntelang bis zu 30 Prozent Wasser und Energie zu sparen. Zumal Armaturen mit Eco-Funktionen wie «Kaltstellung Mitte» (CoolStart, CoolFix, Eco+), Mengenbremse oder berührungslosen Sensoren nicht nur Wasser sparen, sondern auch einen Komfortgewinn bedeuten. Doch gerade hier zeigt die Studie einen hohen Handlungsbedarf, denn nur gerade 4 von 10 Hausbesitzer kennen Armaturen mit Wassersparfunktionen. Und nur bei der Hälfte aller Neubauten werden Eco-Armaturen eingebaut.
Das Beispiel der Funktion «Kaltstellung Mitte» zeigt, welches Sparpotential heute noch nicht ausgeschöpft ist. So hat die vom Bundesamt für Energie BFE in Auftrag gegebene Studie «Warmwasser-Kurzentnahme 2020» der Hochschule Luzern messtechnisch nachgewiesen, dass der Warmwasser- und Energieverbrauch von Badezimmerarmaturen mit «Kaltstellung Mitte» um durchschnittlich 21 Prozent sinkt. Bei Küchenarmaturen konnte sogar eine Einsparung von 28 Prozent ermittelt werden.
Wassersparende Armaturen oft «inkognito unterwegs»
Armaturen mit Eco-Funktionen sind heute keine exotischen Öko-Produkte mehr. Vielmehr haben die Hersteller in den letzten Jahren viele attraktive Armaturen in unterschiedlichen Designs und Preisklassen entwickelt. So findet man in der Datenbank des SVES allein über 300 verschiedene Armaturen mit der Funktion «Kaltstellung Mitte», die auf dem Schweizer Markt angeboten werden. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, Eco-Armaturen in Sanitärausstellungen und Katalogen als solche zu erkennen. Abhilfe schaffen würde hier die konsequente Kennzeichnung der Produkte mit der Energieetikette in Ausstellungen und Verkaufsunterlagen. Ein Informationsplus nicht nur für die Kunden, sondern auch für Sanitärfachpersonen.
Denn gerade die Sanitärfachleute sowie die Berater in den Ausstellungen des Grosshandels beeinflussen den Kaufentscheid bei Armaturen massgeblich. Gemäss der Studie informieren sich zwei Drittel der Befragten bei Fachpersonen, wenn es um die Wahl einer neuen Armatur geht. Und nur knapp 6 Prozent informieren sich im Internet. Die Fachleute haben es mit ihrem Wissen in der Hand. Sie können auf die Vorteile von Eco-Armaturen der Effizienzklasse A hinweisen. Gerade in Zeiten steigender Energiepreise und wachsenden Umweltbewusstseins wird eine solche Beratung immer wichtiger.
Das Wissen ist da – nun muss gehandelt werden
Die Umfrage von GFS-Zürich unterstreicht, dass es in der Schweizer Bevölkerung ein grosses Potential zur Reduktion des Wasser- und Energieverbrauchs gibt. Durch den Einsatz moderner Sanitärtechnologie können erhebliche Einsparungen erzielt werden, ohne dass der Komfort leidet. Sanitärfachpersonen spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie ihre Kunden bei der Auswahl und Installation effizienter Produkte beraten und so einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Zukunft liegt in der breiten Implementierung von Duschbrausen und Armaturen der Effizienzklasse A, in Verbindung mit einem bewussten Nutzen des (Warm-)Wassers: kürzer duschen, Wasser abstellen beim Einseifen etc. Dies spart Kosten und leistet einen spürbaren Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Das Wissen dazu, dies zeigt die Umfrage, ist bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung (86 Prozent) vorhanden. Nun müssen wir es tun.