Thomas Dessarzin. «Statt aufwendig Komponenten unterschiedlicher Hersteller zu kombinieren, erhält der Installateur mit Ineo von uns jetzt eine Komplettlösung für das gesamte Badezimmer aus einer Hand.» (Bilder: zVg)
Fery Lipp
Interview mit Thomas Dessarzin, Laufen
Seit dem letzten Jahr ist Thomas Dessarzin der neue Geschäftsführer von Laufen Schweiz. An der Swissbau 2024 konnte er am aufwendigen «Laufen-City»-Stand die neusten Innovationen aus dem Hause Laufen zeigen, darunter Ineo, ein eigenes Sanitärinstallationssortiment. Was es damit auf sich hat und wie Thomas Dessarzin die kommenden Herausforderungen anzupacken gedenkt, erklärt er im Interview.
Thomas Dessarzin, Sie führen seit dem letzten Sommer das Schweizer Geschäft von Laufen. Wie haben Sie die erste Zeit in Ihrer neuen Position erlebt und was stand dabei im Mittelpunkt?
Der Start als Geschäftsführer im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld war anspruchsvoll und äusserst interessant zugleich. Denn seit dem vergangenen Sommer haben wir einiges bewegt. Einerseits haben wir erfolgreich die Schwestergesellschaften Keramik Laufen und Similor fusioniert. Andererseits haben wir uns intensiv mit neuen Strategien für spezifische Produktbereiche beschäftigt und die Zusammenarbeit mit unseren neuen Kompetenzzentren verstärkt. Seit Herbst 2023 vertreiben wir zudem das Produktsortiment von Alape in der Schweiz. Und Anfang 2024 haben wir unser erstes eigenes Installationssystem Ineo auf den Market gebracht. Darüber hinaus haben wir ein neues Marktsegment durch die Einführung von neuen Multifunktionsarmaturen erschlossen, zu denen seit dem letzten Dezember auch die Produkte des Aargauer Unternehmens Soda Fresh gehören.
An der Swissbau haben Sie interessante Neuigkeiten vorgestellt. Mit Ineo wird ein eigenes Sanitärinstallationssortiment, das erstmals in Basel präsentiert wurde, auf dem Schweizer Markt eingeführt. Was zeichnet diese Innovation aus und was ist das Besondere im Vergleich zur Konkurrenz?
Unser Partner für die Entwicklung und Produktion ist der zur Roca-Gruppe gehörende deutsche Spezialist Sanitärtechnik Eisenberg GmbH, bekannt als Sanit. Als Kompetenzzentrum für Installationssysteme innerhalb der Gruppe verfügt Sanit über profunde Fachkenntnisse. In Zusammenarbeit mit ihnen haben wir ein Sortiment an Installationselementen und Betätigungsplatten entwickelt, das sämtliche Anforderungen des anspruchsvollen Schweizer Marktes abdeckt. Statt aufwendig Komponenten unterschiedlicher Hersteller zu kombinieren, erhält der Installateur eine Komplettlösung für das gesamte Badezimmer aus einer Hand. Auf industriellem Qualitätsniveau gefertigt, normgerecht, sowie ästhetisch und technisch perfekt aufeinander abgestimmt.
Durch die praxisorientierte Forschung und Entwicklung bieten wir Problemlösungen sowie zusätzliche Produktfunktionen an, die die Arbeit des Installateurs erheblich erleichtern. Ein gutes Beispiel ist die stufenlos einstellbare Spülstromdrossel. Mit dieser lässt sich der Wasservolumen ohne Einsatz von Werkzeugen oder Demontage des Produkts genau anpassen. Im Vergleich zu ähnlichen Produkten der Konkurrenz ist das ein grosser Vorteil. Ein weiteres Beispiel ist unser universell einsetzbares Füllventil, das für alle Modelle geeignet ist und den Bedarf an Ersatzteilen reduziert. Nicht zuletzt bieten wir eine werkzeuglos verstellbare Wandbefestigung mit Schnellverschluss an, die eine einfache Feinjustierung während der Montage ermöglicht.
Was gehört alles zu diesem Sortiment und wie profitieren die Anwender davon?
Ineo ist die perfekte Lösung für Neubauten und Renovationen, denn es bietet eine einfache, schnelle Montage und eignet sich für viele verschiedene Bausituationen. Das Sortiment integriert eine grosse Auswahl an Installationselementen für WCs und Dusch-WCs. Dabei bieten wir Problemlöser für unterschiedliche Bauhöhen, ein Slim-Element für geringe Einbautiefen, ein Modell für den Eckeinbau sowie Elemente mit Rohrbelüfter oder Geruchsabsaugung – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Doch auch für die Installation von Waschtischen, Urinalen, Bidets und Duschwannen bieten wir ein umfangreiches Portfolio sowie Betätigungsplatten in verschiedenen Designs, hochwertigen Materialien und Farben an. In einem zweiten Schritt werden wir unser Sortiment um ein Profilsystem erweitern.
Welche anderen Neuigkeiten stehen bei Ihnen im Moment im Vordergrund?
In diesem Jahr haben wir mit Meda eine neue Kollektion, bestehend aus Waschtischen, Möbeln, Armaturen und Badewannen eingeführt. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Designer Peter Wirz mit dem Anspruch «Made for Life» entwickelt und zeichnet sich durch ihre zeitlose und alltagstaugliche Gestaltung aus. Die Lancierung war sehr erfolgreich. Wir sind gespannt, wie sich der Verkauf weiterentwickelt. Meda wird ausserdem mit dem WC Moderna S «design» kombiniert, das unsere Silent-Flush-Wirbelspültechnologie integriert. Zurzeit arbeiten wir daran, diese wegweisende Technologie auf weitere Produkte in unserem Sortiment auszuweiten.
Bei den Armaturen und Accessoires liegt der Fokus auf Farben, die sich grosser Beliebtheit erfreuen. Aufgrund der hohen Nachfrage werden wir noch in diesem Jahr in unserer Armaturenproduktion in Laufen einen zweiten Reaktor zur PVD-Beschichtung installieren und damit unsere Produktionskapazität erhöhen.
Welche kostengünstigen Erweiterungen gibt es bei Laufen im Dusch-WC-Sortiment?
Neu ist das Modell Cleanet Alvia in unserem Dusch-WC-Sortiment zu finden. Es bietet maximalen Komfort durch umfassende Duschfunktionen, einen Föhn und einen beheizbaren WC-Sitz. Letzterer öffnet und schliesst sich automatisch dank eines eingebauten Bewegungssensors. Und das alles zu einem attraktiven Preis. Des Weiteren haben wir an der Swissbau einen Dusch-WC-Aufsatz für unser beliebtes WC Laufen Pro vorgestellt. Dieser wird ab der zweiten Jahreshälfte erhältlich sein.
Laufen Kartell gefällt durch seine Farbenvielfalt. Die Badarmaturen von Kartell werden auch mit einer PVD-Beschichtung geliefert. Was sind die Vorteile?
Der Prozess der «Physical Vapor Deposition» (PVD) bezeichnet ein Verfahren, bei dem Metalloberflächen mit einer dünnen kristallinen Schicht überzogen werden. Vereinfacht gesagt ist diese Schicht ähnlich wie eine Glasschicht und wird auf eine metallische Unterschicht aufgebracht. Durch unsere PVD-Beschichtung sind die Produkte doppelt so kratzfest. Ausserdem verblassen die Farben selbst bei direkter Sonneneinstrahlung nicht und die Oberflächen haben einen Anti-Fingerabdruck-Effekt. Die Farbschicht haftet auf atomare Weise am Metall und ist untrennbar mit der Armatur verbunden. So behält die Oberfläche dauerhaft ihre Schönheit.
Welche Farben und Materialien sind im Moment am meisten gefragt?
Derzeit sind natürliche und matte Farben sowie Ton-in-Ton-Abstimmungen im Trend. Matte Farben und die Farbe Schwarz sind mittlerweile gängige Elemente in der Badgestaltung. Darüber hinaus gewinnen strukturierte Oberflächen, sei es bei Möbeln, Armaturen oder Keramikwaschtischen, zunehmend an Bedeutung.
Energie-Effizienz und Nachhaltigkeit sind das Gebot der Stunde. Was ist in Ihrem Unternehmen in Bezug auf den geforderten nachhaltigen Umbau in der Wirtschaft vorgesehen bzw. was wurde bisher - auch im Roca-Konzern - erreicht?
Bereits seit den 1990er Jahren betreiben wir ein aktives Umweltmanagement. 2020 hat unser Mutterhaus, die Roca Gruppe, zudem konzernweit das Ziel formuliert, bis 2045 CO2-neutral zu sein. Dazu wurde eine Roadmap entworfen, die sich auf die Produktion, Logistik und Installation sowie auf Nutzung Lebenszyklus und Wiederverwertung der Produkte bezieht. Um unseren Rohstoffverbrauch zu reduzieren, stecken zum Beispiel in jeder neu produzierten Marbond-Duschwanne ca. hundert PET-Flaschen, die in Form von PET-Harz in die Masse gemischt werden. Auch die Verpackung unserer Möbel haben wir verbessert. Unter anderem setzen wir kein Styropor mehr ein, das ja auf Erdöl basiert.
Neben solchen unternehmensweiten Optimierungen definiert jedes Land auf Basis der Roadmap, welche Massnahmen wann und wie umgesetzt werden. In der Schweiz haben wir im vergangenen Jahr auf den Dächern unserer Produktionshallen eine Photovoltaik-Anlage installiert, die aktuell etwa 18% unseres gesamten Strombedarfs deckt. Gleichzeitig optimieren wir unseren Energiehaushalt permanent weiter. In diesem und im nächsten Jahr investieren wir dafür rund 4,5 Mio. Franken. In diesem Jahr werden wir zum Beispiel unsere Wärmerückgewinnungsanlage optimieren, die zur Beheizung der Fertigungshallen und zur Warmwasseraufbereitung genutzt wird.
Ein Quantensprung hinsichtlich der Dekarbonisierung unserer Produktion ist uns zudem mit der Entwicklung des ersten elektrischen, CO2-freien Tunnelofens gelungen, den wir im letzten Herbst an unserem österreichischen Standort in Gmunden in Betrieb genommen haben. Weitere Optimierungen sind in Planung.